iStock

„Buy low, sell high“ – mit dieser simplen Anleitung sollte eigentlich alles über den Richtigen Zeitpunkt zum Kauf und Verkauf von Aktien gesagt sein. Oder doch nicht?

Sieht man sich den Chart – die Verlaufskurve der Entwicklung des Kurses – einer Aktie an, dann scheint alles sonnenklar zu sein. Die Zacken im Verlauf zeigen die Zeitpunkte an, an denen es günstig gewesen wäre, ein Papier zu kaufen und später wieder zu verkaufen. Leider lässt sich das aber immer nur im Nachhinein feststellen. Doch das Investieren in Wertpapiere ist nun einmal nicht rückwirkend möglich und aus der historischen Entwicklung eines Börsenkurses lässt sich nicht abschätzen, wie dessen Zukunft aussieht. Und es gibt auch keine Möglichkeit, die Entwicklung zu berechnen.

Die Empfehlung, bei niedrigen Kursen einzusteigen und bei hohen Kursen wieder auszusteigen ist also im Grunde eine Null-Aussage. Selbst Börsenprofis gelingt es so gut wie niemals, das optimale Market-Timing zu erwischen und Aktien tatsächlich zum günstigsten Kurs einzukaufen und später dann wieder zu Höchstkursen zu verkaufen.

Dem Trend folgen

Wenn man als Anleger den Kurs einer Aktie vor dem Einstieg erst einmal beobachten will und dann bemerkt, dass der Kurs laufend steigt, dann hat man möglicherweise schon den günstigsten Zeitpunkt für den Kauf verpasst. Doch das muss gar nicht so sein. Als Aktionär wird man Teilhaber eines Unternehmens, und wenn man von der weiteren Entwicklung eines Unternehmens und seinen Produkten überzeugt ist, dann kann man guten Gewissens auch dann investieren, wenn die Aktie bereits einen längeren Aufwärtstrend hinter sich hat.

Ein gutes Beispiel dafür ist die Aktie des Elektroauto-Pioniers Tesla (US88160R1014). Das Unternehmen ist im Jahr 2010 an die Börse gegangen. Am ersten Handelstag, dem 29. Juni 2010, stieg die Aktie auf 17 Dollar und beendete den ersten Handelstag mit einem Kursgewinn von fast 40 Prozent. Gründer Elon Musk, der zum Zeitpunkt des Börsengangs 65 Prozent der Aktien besaß, verdiente damit über 100 Millionen Dollar. Dabei hatte Tesla zu dem Zeitpunkt wenig zu bieten. Es hatte erst ein einziges Auto, den Roadster – und den nur in geringen Stückzahlen gebaut und war meilenweit davon entfernt, jemals Gewinne machen zu können.

Es folgte eine lange, bis Ende 2019 andauernde Phase, in der der Kurs langsam in Richtung 70 Dollar stieg. Bis dann der große Boom einsetzte. Im Corona-Jahr 2020 explodierte der Kurs der Tesla-Aktie regelrecht und stieg vom ersten bis zum letzten Handelstag des Jahres von 84 Dollar auf 705 Dollar, um am 25. Jänner 2021 den bisherigen Höchststand von 880 Dollar zu erreichen. Nach einer Kurskorrektur im Frühjahr notiert das Papier mittlerweile auch wieder bei rund 750 Dollar.

Aktien – immer eine Empfehlung

Doch wann ist nun der richtige Zeitpunkt gekommen, um in Aktien zu investieren? Die einfachste Antwort auf diese Frage ist: „Immer.“ Besonders im Nullzins-Umfeld, in dem Anleihen kaum Renditen abwerfen und auf Sparbüchern oder Girokonten liegendes Geld laufend an Wert verliert.

Die Antwort „Immer“ gilt jedoch auch nur mit Einschränkungen und vor allem für Fonds, besonders für ETFs, die deutlich geringeren Kursschwankungen unterliegen als Einzelaktien. Wer in einen nachhaltigen ETF wie den IShares Dow Jones Global Sustainability ETF (IE00B57X3V84) oder den UBS MSCI World SRI (LU0950674332) investiert, der kann dabei auch guten Gewissens behaupten, eine bessere, grünere Welt mit faireren Arbeitsbedingungen zu fördern.

Wer in Einzelaktien investiert hat zwar höhere Rendite-Chancen, muss aber auch gleichzeitig mit größeren Korrekturen nach unten rechnen. Man sollte das daher nur dann tun, wenn man sich das auch leisten kann und nachdem man sich über das jeweilige Unternehmen entsprechend informiert hat. Vertrauen in ein Unternehmen, seine Substanz und sein Potenzial beruhigt ungemein, wenn es einmal einen Kursrutsch gibt.

Krisen und Chancen

Wann genau ein günstiger Zeitpunkt ist, um in eine Aktie zu investieren kann niemand sagen. Fest steht jedoch, dass es an der Börse im er Chancen gibt und dass Krisen exzellente Gelegenheiten bieten, fundamentale Werte ins Depot zu legen. Was die Charts nicht zeigen, das lässt sich mitunter an der allgemeinen Einstellung und Marktwahrnehmung herauslesen. Und dabei lohnt es sich, gegen den Strom zu schwimmen.

Wenn die Börsen Höchstkurse erreichen, dann sollte man mit Investments eher zurückhaltend sein und eventuell überlegen, Gewinne mitzunehmen. Wenn andererseits nahezu Weltuntergangsstimmung herrscht, dann kann es sich lohnen, einen Kursrutsch zum Anlass zu nehmen und in große Unternehmen zu investieren. Hält man diese Aktien anschließend über einen längeren Zeitraum, dann kann man mit attraktiven Renditen rechnen.