Gute Führung, gute Unternehmen: Das „G“ in ESG
Nachhaltigkeit verlangt auch eine ethisch und moralisch verantwortungsvolle Unternehmensführung. Die respektvolle, partnerschaftliche Governance ist ein entscheidender Faktor für den Unternehmenserfolg.
„Who Cares Wins“ war der Titel des ersten, im Jahr 2004 veröffentlichten Arbeitspapiers der Vereinten Nationen zur Bedeutung der Nachhaltigkeit für den Finanzsektor und die gesamte Gesellschaft. Der damals verwendete Slogan hat immer noch seine Gültigkeit, besonders auch wenn man an den Bereich der Unternehmensführung, der Governance denkt.
Mehr noch: ein Verhaltenskodex, der Transparenz garantiert und sicherstellt, dass in einem Unternehmen ethische Grundprinzipien eingehalten und wettbewerbsfeindliche Praktiken sowie Korruption vermieden werden, trägt maßgeblich dazu bei, dass sich dieses Unternehmen auch als vertrauensvoller, verantwortungsvoller Geschäftspartner positionieren kann.
Und ein solcher Kodex steigert das Vertrauen der Anleger und letztlich auch den Marktwert. Unternehmen mit einer guten Governance sind daher für Anleger uns Investoren auch wesentlich erfolgversprechender. Das „G“ in ESG wird deshalb auch als Motor der ESG-Entwicklung gesehen.
Anerkannte Standards für eine gute Governance sind unter anderem der Deutsche Corporate Governance Kodex, der UN Global Compact, die ISO 37000 Norm als Leitlinie für Unternehmen und ihre Sub-Normen (37002: Whistleblowing / Managementsysteme / Richtlinien; 37301: Compliance-Managementsysteme; 37001: Managementsysteme zur Bekämpfung von Korruption und Bestechung) sowie die OECD-Grundsätze der Corporate Governance. Orientierung gibt auch die Global Reporting Initiative (GRI).
Unternehmensführung ist aber nicht bloß ein internes Thema sondern hat konkrete ökologische und soziale Komponenten, somit direkten Einfluss auf die Umwelt und die Gesellschaft und wieder Auswirkungen auf den unternehmerischen Erfolg. Nachhaltiges Denken und Handeln von hat nämlich direkten Einfluss auf die weiteren ESG-Bereiche.
„Eine solide Unternehmensführung und Risikomanagementsysteme sind entscheidende Voraussetzungen für die erfolgreiche Umsetzung von Strategien und Maßnahmen zur Bewältigung ökologischer und sozialer Herausforderungen“, wurde bereits 2004 im „Who Cares Wins“ Bericht betont.
Generell gilt außerdem, dass gut geführte Unternehmen auch eine bessere Performance aufweisen und somit auch für Investoren und Anleger interessanter sind. So führt etwa Diversität in Unternehmen erwiesenermaßen auch zu besseren Leistungen in komplexen Umfeldern. Eine faire und gerechte Bezahlung schafft Vorteile beim Recruiting und trägt in hohem Maß dazu bei, dass Mitarbeiter einem Unternehmen länger die Treue halten als das sonst der Fall wäre.
Durch die Corona-Pandemie hat eine nachhaltige Governance weiter an Bedeutung und an Breite gewonnen. Die UNO geht davon aus, dass aufgrund der Pandemie Ungleichheit, Ausgrenzung, Diskriminierung und Arbeitslosigkeit weltweit zunehmen. Soziale Absicherungssysteme und Schutz von Arbeitnehmern werden noch wichtigere Elemente der Governance. Die Pandemie hat Unternehmen vor neue Fragen gestellt, die zur Sicherung der eigenen Existenz beantwortet werden mussten. Soziale Sicherheit, Sicherheit am Arbeitsplatz, Schutz der Mitarbeiter und der Kunden wurden zu essenziellen und gleichzeitig auch unternehmenskritischen Erfolgsfaktoren. Und während davor Lieferketten hauptsächlich von Preis und Effizienz dominiert waren, spielen nun andere Faktoren wie die Regionalität wieder eine wesentlich wichtigere Rolle.
Die ISO 37000-Prinzipien
Die globale ISO 37000 Leitlinie beschreibt, wie Vorstände bessere Governance-Entscheidungen in einer unsicheren Welt treffen können, in der langfristige Nachhaltigkeit am wichtigsten ist. Der Leitfaden erklärt, wie gute Unternehmensführung in elf geschäftskritischen Themen aussieht:
- Zweck: Existenzberechtigung aus allen Perspektiven
- Wertmodell: die Elemente umfassen Wertschöpfung und Wertgenerierung erforderlichen Zweck zu erfüllen
- Strategie: Lenkung und Einbindung von Strategien in Übereinstimmung mit dem Wertgenerierungsmodell
- Aufsicht: Überwachung der organisatorischen Leistung und Sicherstellung, dass die Organisation alle Erwartungen erfüllt
- Rechenschaftspflicht: diejenigen zur Rechenschaft ziehen, denen das Leitungsorgan Autorität(en) zugesprochen hat
- Stakeholder-Engagement: Interaktion mit Stakeholdern und Erfüllung der Erwartungen
- Führung: ethische und effektive Führungsarrangements
- Daten und Entscheidungen: Daten als Ressource für die Entscheidungsfindung
- Risk Governance: die Bewertung von Unsicherheit auf den Unternehmenszweck und die strategischen Ergebnisse
- Soziale Verantwortung: transparente Entscheidungsfindung im Einklang mit breiteren gesellschaftlichen Erwartungen
- Rentabilität und Leistung im Laufe der Zeit: langfristig rentabel bleiben, ohne die gegenwärtigen und zukünftigen Generationen zu beeinträchtigen