Über Jahrzehnte waren Sparbücher und Bausparverträge für alle mit kleinen Budgets der Weg zum risikofreien Vermögensaufbau. Das anhaltende Zinsen-Tief macht es nötig, neue Wege zu beschreiten. Gold oder gar Immobilien sind nicht für jeden leistbar. Aktien und Fonds sind chancenreiche Alternativen. Vier beliebte Anlage-Formen im Vergleich.

1. SPARBUCH

© APA-FOTO: BARBARA GINDL

Es sind harte Zeiten für Sparer. Wer immer Erspartes auf der hohen Kante hat oder monatlich etwas zur Seite legen will – die Suche nach einer Möglichkeit der sicheren Kapitalvermehrung endet oft in einer Sackgasse. Das gute alte Sparbuch als Platz der konservativen Geldvermehrung ist praktisch tot. Bei Zinsen am Nullpunkt lässt sich am Sparbuch höchstens Geld aufbewahren. Es zu vermehren ist nicht mehr möglich – im Gegenteil. Ein Sparbuch vernichtet Wert.

Wie Geld am Sparbuch weniger wird

Weshalb wird das Geld am Sparbuch weniger? Der Hauptgrund dafür ist der von der Europäischen Zentralbank (EZB) vorgegebene Leitzinssatz. Der liegt aktuell bei 0 Prozent. Seit einigen Jahren verrechnet die EZB Banken zudem einen Negativzins für das „Parken“ von Geld. Dieser Negativzins liegt aktuell bei -0,5 Prozent. Banken geben den Negativzinssatz zwar nicht an die Kunden weiter, die Zinsen für Spareinlagen sind deshalb aber extrem niedrig.

Hinzu kommt, dass der ohnehin äußerst bescheidene Zinsertrag der Kapitalertragssteuer (KESt) unterliegt. Kapitalerträge aus Geldeinlagen – eben zum Beispiel auch für Zinsen aus Sparbüchern und Girokonten – unterliegen einer KESt von 25 Prozent.

Nicht zu unterschätzen sind die Auswirkungen der Inflation, die aktuell bei knapp zwei Prozent liegt und im Durchschnitt der letzten fünf Jahre 1,7 Prozent betragen hat (siehe Grafik).

Inflationsrate in Österreich; Stand März 2021
 © Statistik Austria, WKO

Das bedeutet, dass über die vergangenen fünf Jahre das Kapital am Sparbuch nicht nur keine Zinsen erwirtschaftet sondern auch gleichzeitig im Schnitt Jahr für Jahr 1,7 Prozent seines Wertes eingebüßt hat. Wurden vor fünf Jahren 10.000 Euro auf ein Sparbuch eingezahlt , dann hat dieses zwar nominell immer noch den gleichen Wert, in der Realität ist die Kaufkraft des damals eingezahlten Betrags aber jährlich um 170 Euro zurückgegangen. Man kann um die damals eingezahlten 10.000 Euro heute nur noch Waren kaufen, die vor fünf Jahren in Summe 9.150 Euro gekostet hätten. Man bekommt also weniger für das gleiche Geld.

SONDERFALL BAUSPAREN

Unwesentlich besser geht es jenen, die monatlich einen geringen Betrag auf einen „Bausparer“ einzahlen. Auch das bis vor einiger Zeit aufgrund der staatlichen Bausparprämie viel beworbene Bausparbuch ist für Sparer kein gutes Geschäft mehr.

Die Bausparprämie gibt es zwar immer noch – sie liegt auch 2021 wieder bei 1,5 Prozent. Gefördert wird jedoch nur eine Einzahlung von höchstens 1.200 Euro im Jahr. Die maximale staatliche Prämie, die man für einen „Bausparer“ erhalten kann, liegt also bei bescheidenen 18 Euro. Zieht man die Spesen für die Kontoverwaltung ab, im Schnitt zwischen sieben und neun Euro im Jahr, bleibt davon in etwa die Hälfte übrig. Ein jährlicher Gewinn, der gerade einmal für einen Kaffeehausbesuch reicht.

Ansonsten gilt auch für die üblicherweise über einen Zeitraum von sechs Jahren laufenden Bausparverträge, dass es für die Einzahlungen kaum Zinsen gibt während gleichzeitig die Inflation den Wert des hinterlegten Sparguthabens Monat für Monat anknabbert.


2. IMMOBILIEN

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Immobilien gelten besonders seit der Finanzkrise 2007 wieder als „Betongold“ mit großem Potenzial zur Wertsteigerung und sind als Anlage- und Investitionsobjekte wieder vermehrt in den Fokus gelangt.

Für ein Immobilien-Investment ist allerdings schon ein ziemlicher Finanzpolster erforderlich, weshalb Immobilien für viele als Anlage-Objekte ausscheiden. Wer gerade einmal den notwendigen Kapitalstock aufbringen kann, um überhaupt einen Kredit zu bekommen, für den lohnt sich ein direktes Investment in Immobilien – sofern man die Immobilien dann nicht selbst bewohnt – kaum. Selbst wenn die Kreditkosten dafür derzeit auf einem historischen Tief sind, als Renditebringer sind Immobilien nach den starken Preisanstiegen der vergangenen Jahre nur selten geeignet. Die Einnahmen für die Miete sind meist über die Laufzeit des Kredites niedriger als die Kreditrate.

Anleger, die in Immobilien investieren, tun das meist, um ihr Kapital zu erhalten. Zudem müssen sie auch bereit sein, ihr Kapital eine Zeit lang zu binden. Als Faustregel wird eine Mindestdauer von zehn Jahren empfohlen, denn die Nebenkosten für den Kauf sind hoch. Schon die Grunderwerbsteuer beträgt 3,5 Prozent vom Grundstücks- oder Einheitswert, hinzukommen Maklercourtage sowie Kosten für Notar und Grundbuch. Das alles muss erst mal verdient werden.

Nach dem Kauf ist es aber noch lange nicht vorbei mit dem Geld ausgeben. Im Gegenteil, der Eigentümer der Immobilie muss die nicht auf die Mieter umlegbaren laufenden Kosten selbst tragen. Mieter zahlen nur jene Nebenkosten, die regelmäßig anfallen und als Betriebskosten gelten. Kosten für die Hausverwaltung, Reparaturen, Wartung und Nebenkosten für leerstehende Wohnungen muss der Eigentümer aus der eigenen Tasche bedienen.

Zusammengefasst sind Immobilien-Investements daher für finanzkräftige Anleger interessant, die einen längerfristigen Zeithorizont haben. Wenn die Immobilie eine gute Lage und eine entsprechende Substanz hat, dann kann man als Investor allerdings bei einem späteren Verkauf auch eine gute Rendite erzielen.


3. GOLD

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Gold wird speziell in Krisenzeiten immer wieder als lohnendes Investment gesehen. Und Krisen gab es in den letzten Jahren genug, was sich auch an der Entwicklung des Goldpreises abzeichnet. Im Jahr 2000 wurde die Feinunze Gold noch um durchschnittlich 280 Dollar gehandelt. Bis vor der Finanzkrise war der Preis schon auf über 600 Dollar gestiegen, um dann steil nach oben zu schnellen. Am 6. August 2020 erreichte der Goldpreis sein bisheriges Allzeit-Hoch von 2.063 Dollar, aktuell liegt der Goldpreis bei rund 1.870 Dollar (siehe Grafik).

Goldpreis-Entwicklung seit 1900; die angegebenen Werte entsprechen dem Jahres-Durchschnitt.
© Statista

Das zeigt:Gold ist zwar ein guter Schutz bei steigender Inflation und ist ein beliebter Fluchtpunkt, wenn es in der Weltwirtschaft düster aussieht oder Kriege die Aussichten der Investoren verdunkeln. Aber es bleibt ein von Anlegerängsten getriebenes Investment und ist dadurch hohen Kursschwankungen ausgesetzt. Zudem notiert Gold in Dollar, wodurch mit einem Kauf auch Währungsschwankungen einhergehen, die wiederum ordentlich an der Rendite knabbern können.

Außerdem darf nicht vergessen werden, dass der Goldpreis historisch gesehen extrem hoch ist. Jetzt in Gold zu investieren kann daher auch ein Risiko darstellen. Es lässt sich schwer vorhersagen, wie lange Gold nach der Corona-Pandemie noch derart hoch im Kurs steht.


4. AKTIEN UND WERTPAPIERE

Aktien haftet häufig der Nimbus an, dass sie besonders risikoreiche Spekulationsobjekte sind. Genährt wird diese Einschätzung durch Sensations-Stories über Trader, die mit Aktien reich wurden genauso wie durch Anleger, die alles verloren haben.

Doch genau diese Form der Geldanlage, die vielen als besonders risikoreich erscheint, entpuppt sich langfristig betrachtet als solide Möglichkeit, Kapital zu vermehren. Aktienindizes und Fonds belegen das seit Jahrzehnten auf eindrucksvolle Weise. Eine Faustregel dabei ist: Je länger der Anlagehorizont ist, umso breiter gestreut, konservativer und damit schwankungsärmer sind Wertpapier-Investments. Und selbst wenn die Entwicklung der Börsenkurse kurzfristig immer wieder mit Unsicherheiten behaftet ist zeigt sich: Auf lange Sicht werden jene beloht, die Nerven bewahren.

Aktienindex Dax; 5-Jahres-Entwicklung. Kursverluste konnten immer wieder wettgemacht werden.
© bankdirekt.at

Der Aktienindex Dax beispielsweise, in diesem sind die größten börsennotierten Unternehmen Deutschlands vereint, brachte in den vergangenen zehn Jahren einen Kursgewinn von 112 Prozent. Bei einem Anlagehorizont von 20 Jahren erzielte man eine durchschnittliche Rendite von 8,9 Prozent. Im schlechtesten Fall lag die jährliche Rendite bei 3,8 Prozent, im besten Fall bei 15,2 Prozent, so eine Analyse des Deutschen Aktieninstituts.

Mit wenig Einsatz und Kosten an die Börse

Um an der Börse investieren zu können, braucht es auch kein großes Startkapital. Es reicht, ein Wertpapierdepot zu eröffnen, entweder bei einer klassischen Bank oder einem Onlinebroker. Gerade Onlinebroker wie die Bank Direkt verlangen nicht einmal Depotspesen, sondern nur eine Gebühr für die verwahrten Wertpapiere. Sobald ein Wertpapierdepot eröffnet ist, kann es schon losgehen.

Am besten sind gerade Anfänger mit Investmentfonds beraten. Für jene, die monatlich einen kleinen Betrag zur Seite legen können oder nicht alles auf einmal investieren möchte, gibt es Fondssparpläne. Beim Fondssparen kaufen Anleger regelmäßig Anteile eines Fonds ihrer Wahl. Ob aussichtsreiche Aktienfonds oder solide Rentenfonds, ab einer Sparsumme von 50 Euro lässt sich monatlich schon investieren. Anleger können aus einer Fülle von inländischen und ausländischen Investmentfonds wählen. Bei Onlinebroker sind die Kaufspesen von Fonds und auch von Anleihen und Aktien vielfach besonders günstig.

Für Einsteiger in die Welt der Börsen und Aktien hat Stefan Walde, Leiter Assent Management der Hypo Tirol Bank noch drei grundlegende Tipps für eine möglichst risikofreie Geldanlage parat:

  • Tipp 1: Regelmäßiges Ansparen in kleinen Beträgen.
  • Tipp 2: Ein Zeithorizont von mehreren Jahren ist wichtig, um Kursschwankungen auszugleichen bzw. diese sogar beim Kauf zu nützen.
  • Tipp 3: Die Anlagestrategie in regelmäßigen Abständen überprüfen und mit den persönlichen Wünschen/Zielen abgleichen.